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Die wundervolle Hygiene


Apollon, auch Asklepios genannt, ist in der griechischen Mythologie der Gott der Medizin. Asklepios hatte zwei Lieblingstöchter: Hygieia und Panakeia. Hygieia gilt als die Personifizierung der Gesundheit. Panakeia gilt als die Personifizierung des Heilens durch Heilpflanzen. Von Hygieia stammt unser Begriff “Hygiene”. Sie vertrat die täglichen kleinen Dinge, die wir zur Erhaltung unserer Gesundheit tun - wie eine gesunde Ernährung, Kochen, Bewegung, frische Luft, Erholung und Regeneration, einfach das Sich-Nähren und Gut-für-sich-Sorgen, um ein gesundes Leben zu führen. Hygiene umfasst nach dieser uralten Bedeutung all diese Dinge, die einzeln nicht besonders wirken, sich aber summieren und in der Gesamtheit unverzichtbar sind, um uns gesund zu erhalten.

Im Gegensatz dazu sagte man über Panakeia, dass sie DAS perfekte Heilmittel besaß: eine geheimnisvolle Mischung aus Kräutern, die nur sie kannte und die alles heilen konnte. Von Panakeia leitet sich der Begriff "Panazee" (zu Deutsch Allheilmittel) ab. In der Alchemie versuchte man lange Zeit, dieses mythische Universalheilmittel nachzubrauen. Wer an einer schweren Krankheit litt, ging hinaus in die Wälder, um Panakeia zu finden und an ihr Wundermittel zu kommen. Das Problem war, dass Panakeia schwer zu finden war und sie dazu neigte, sich den Menschen zu entziehen. Sie war wohl nicht so der gesellige Typ und Asklepios bevorzugte immer ein wenig ihre Schwester Hygieia.


Aus dieser alten Mythologie können wir auch heute noch wertvolle Lehren ziehen. Ja, manchmal, wenn wir krank sind, kann es sein, dass wir DIE eine richtige Medizin brauchen, um wieder gesund zu werden. Heute bezeichnen wir die Alchemie als Pharmakologie, und mit jeder neuen Entdeckung gehen große Hoffnungen und Versprechungen einher.


Doch bei langwierigen, chronischen und komplexen Erkrankungen merken viele irgendwann, dass sich die Suche nach DER Wunderpille, die alles wieder gut werden lässt, als vergebens erweist. Das Allheilmittel entzieht sich einem. Doch wer immer für uns da ist, auch wenn es fast schon zu einfach erscheint, ist Hygieia, also die Hygiene: Diese kleinen täglichen Dinge, wie ein gesunder Schlaf, sich die Sonne auf die Haut scheinen zu lassen, sich mit Menschen zu umgeben, die einem gut tun, das körperliche wie seelische Entgiften, sind wie ein Guthaben, das wir auf unserem Gesundheitskonto ansparen und von dem wir zehren dürfen.


Oh, ich weiß, die Jagd nach der geheimnisvollen Panakeia ist so viel spannender und verführerischer! Doch warum suchen wir immer nach DER EINEN SACHE, die ALLEINE alles verändern soll? Ist es nicht vielmehr ein großes, wundervolles Konstrukt aus den vielen kleinen Dingen, die wir tagtäglich zur Erhaltung unserer Gesundheit tun können und von denen wir intuitiv spüren, wie wohl sie uns tun?

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